Wie findet eine Gesellschaft neue Ideen?
Von Künstlern, Fotografen und Designern erwartet die kommende Computergesellschaft
immer weniger, dass sie die Einzigen sind, die kreative Ideen finden
und über eine besondere Schöpfungskraft verfügen. Die
kommende Gesellschaft benötigt nichts dringender als Kreativität,
aber sie holt diese Kreativität dort ab, wo Menschen sie massenhaft,
kostengünstig und enthusiastisch anbieten. Kreative Lösungen
für einen Film, ein Werk oder ein Produkt zu finden, obliegt zukünftig
den Nerds, den Bloggern, den Gamern, den Wikipedianern, den Linuxern,
den Youtublern und den Aktivisten vielfältiger Open Innovation
Projekte. In diesem Crowdsourcing finden sich kreative Ideen eines Volkes
in medialen Kristallisationspunkten ein und stellen sich dem Ranking
der Betrachter.
Wenn Sie sich vorstellen, Sie spazieren
am Strand und suchen Muscheln, Steine und sonnengebleichtes Holz, um
der kreativen Kraft des Findens ein Plätzchen auf ihrem Fenster-brett
zu geben. Wenn Sie diese Erfahrung vor Augen haben, dann stellen Sie
sich bitte die Computergesellschaft so vor, dass nun die Muscheln, Steine
und das sonnengebleichte Holz sich am Strand eigenständig sortieren,
sobald Sie dort lang gehen. Die Fundstücke haben nämlich sehr
gut von Ihrer Vergangenheit gelernt, was Ihnen gefällt, was Sie
suchen und was auf Ihrem Fensterbrett noch Platz findet. Es werden sogar
so viele Fundstücke am Strand der zukünftigen Computergesellschaft
liegen, dass niemand in der Lage sein wird, alles das zu tragen, was
ihm angeboten wird oder gefällt.
(Foto as: Bienale 2007 Eingang; Venedig)
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Die
kommende Computergesellschaft des Web 3.0 sucht nicht Vorfindbares,
sondern sie loggt Individuen als ihr Vorfindbares in vernetzte
Medien ein. So finden vernetzte Computer unbefragt jedes Individuum
und versorgen es mit medialen Sinnangeboten. Zukünftig sucht
niemand mehr in den Medien nach Fundstücken, sondern ihn
finden die Fundstücke selbsttätig. Nicht die individuelle
Sinnsuche, sondern die Zurückweisung des Sinnangebots bestimmt
den individuellen Medienkonsum.
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18.01.-20.01.2008
Experimenteller Raum des Forums für Interdisziplinäre Studien
der Muthesius Kunsthochschule
"Fundstücke im medialen Prozess. Vom objet trouvé über
found footage bis zum mashup"
"Eine der grundlegenden Strategien in Kunst und Design besteht
darin, auf VorfIndbares zurückzugreifen, es zu de- und rekontextualisieren,
konzeptuell zu ergänzen oder zu verringern und derart Funktionsweisen
und Inhalte zu wenden.
Seit Marcel Duchamps Rückgriff auf Alltagsgegenstände hat
eine Ästhetik des "ready mades" den Blick auf Alltagsobjekte
ebenso verändert wie ein VerständNis des "künstlerischen
Aktes". Eine kreative Arbeit am Vorfindbaren vollzieht sich medienübergreifend
und unter sich wandelnden medientechnischen Voraussetzungen. Theaterregisseure
und Komponisten wie Heiner Goebbels "Sampling" zum Paradigma
ihrer künstlerischen Arbeit, Sherrie Levine arbeitet mit photographischen
Fundstücken, eine der wichtigsten Tendenzen im neoavantgardistischen
Film, "Found Footage", stützt sich auf die selbstreflexive
Neuorganisation von Filmmaterial. Ein mit heterogenen Materialien immer
dichter bestücktes Internet bietet wieder neue Angebote und Wege
des Findens sowie veränderte Möglichkeiten, Vorfindbares zu
verwandeln und zu verwerten. Mashup (Vermischung) heißt das Zauberwort,
das eine nahtlose Neukombination bestehender Materialien und Inhalte
bezeichnet.
Die Zusammenkunft widmet sich den Fundstücken im Prozess des medientechnischen
Wandels, vom Materiellen zum Immateriellen."
(Prof.in Dr. Petra Maria Meyer, Intendantin des Forums der Muthesius
Kunsthochschule, 27.12.2007,
http://www.muthesius-kunsthochschule.de/de/termin.php?m=1&y=2008&id=508)